Höchster Schnüffler un´ Maagucker e.V. |
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![]() | Stoffliche Verwertung ist möglich! | ![]() | |
Wenn von Umweltschutz die Rede ist, gibt es einen Punkt, auf den viele Menschen in unserem Land wirklich stolz sind und wo sie glauben, dass etwas für die Umwelt getan wird: Das Recycling von Abfällen. Die Bereitschaft, Müll zu trennen, ist groß, wer dies nicht tut, gilt bei vielen als Umweltferkel. Mit unermüdlichem Einsatz werden Joghurtbecher gespült und in den dafür vorgesehenen Behältern gesammelt. Gerne geben viele Verbraucher auch etwas mehr Geld beim Einkauf aus, wissen sie doch, dass im Preis für das Produkt auch etwas Geld für den "Grünen Punkt", das "Duale System Deutschland" (DSD) enthalten ist. Kaum eine Zwangsgebühr ist in Deutschland so gut akzeptiert wie diese. ![]() Doch die Wirklichkeit sieht leider meist anders aus: Recycling ist in weiten Bereichen zum ökologischen Deckmäntelchen unserer Konsumgesellschaft verkommen. Dies gilt besonders bei den Kunststoffprodukten, die wegen ihrer breiten Verwendungsmöglichkeiten in nahezu allen Bereichen unseres Leben zu finden sind. Tatsächlich sind moderne Kunststoffe, die Ihren Lebenszyklus als Produkt (z.B. Gerätegehäuse, Verpackungen etc.) hinter sich haben, immer noch verwertbar. Inwieweit es sich aber bei den möglichen Verwertungsarten tatsächlich um ein Recycling handelt, mag dahingestellt bleiben, denn eine Verpackung wird in der nach Gebrauch vorliegenden Form zu Verpackungszwecken nicht mehr einsetzbar sein. (Ausnahme: Pfandflaschen) Also sprechen wir lieber von einer Kunststoffverwertung. Hier wird unterteilt in a) Werkstoffliche Verwertung Kunststoffe, auch Altkunststoffe, sind in erster Linie Werkstoffe. Sortenrein abgetrennte Kunststoffe können mit geeigneten Verfahren zur Herstellung neuer Kunststoffprodukte verwendet werden. Mittlerweile haben sich zahlreiche Firmen am Markt etabliert, die z.B. Polyethylen oder Polypropylen aufarbeiten und als Granulat für die Verwendung zur Herstellung vielfältiger Produkte (z.B. Flaschenherstellung) anbieten. Diese Art der Verwertung ist als sehr hochwertig anzusehen, da aus den Altkunststoffen Produkte entstehen, zu deren Herstellung sonst aus Erdöl neu hergestellte Kunststoffe eingesetzt würden. Eine weitere werkstoffliche Verwertung, besonders aus nicht mehr weiter trennbaren Mischpolymeren, ist der Einsatz zu Herstellung von Produkten, bei denen die Kunststoffqualität nicht besonders hochwertig sein muss. Beispiele für solche Produkte stehen an den Straßenrändern (Füße von Verkehrsschildern), in unseren Parks (Bänke), oder sind im Baumarkt zu erwerben (Blumenkübel, Halter zum Aufstapeln von Kaminholz und vieles andere). b) Rohstoffliche Verwertung Kunststoffe werden durch Polymerisation von Monomeren hergestellt. Hört sich kompliziert an, ist aber nicht anderes als eine Verknüpfung vieler einzelner Moleküle zu einer langen, stabilen Kette. Bei einer Art der rohstofflichen Verwertung werden die Bindungen zwischen den einzelnen Kettengliedern chemisch gelöst und man erhält die zur Herstellung des Kunststoffes eingesetzten Monomere weitgehend zurück. Dieses Verfahren ist allerdings nur bei einigermaßen sortenrein getrennten Kunststoffabfällen anwendbar, ersetzt aber auch wertvolles Rohöl, aus dem die Grundstoffe der Kunststoffherstellung entstehen. Für nicht weiter trennbare Kunststoffabfälle wurde ein anderes Verfahren entwickelt, für das es allerdings erst eine Pilotanlage gibt. In dieser Pilotanlage ist es möglich, Kunststoffe wieder zu dem Grundstoff werden zu lassen, aus dem sie entstanden sind: Rohöl. Leider ist dieses Verfahren noch nicht am Markt etabliert. Die Kosten für die Herstellung von Rohöl aus Kunststoffen übersteigen den Rohölpreis aus der Erdölgewinnung noch deutlich. Da der Erdölpreis jedoch sehr stark politisch beeinflusst ist, wird auch dieses angesprochene Verfahren in Zukunft bestimmt an Bedeutung gewinnen. Diese Varianten der stofflichen Verwertung entsprechen etwa dem, was sich die meisten Verbraucher unter Recycling vorstellen. Jedem ist klar, dass ein gespülter und in den Gelben Sack/die Gelbe Tonne gegebener Joghurtbecher nicht wieder mit Joghurt befüllt wird. Aber allgemein wird erwartet, dass aus dem Plastik wieder Plastik gemacht wird, im Idealfall sogar ein neuer Joghurtbecher daraus geformt wird. Politik und Wirtschaft möchten den Zug jedoch in eine andere Richtung lenken, und weil "Verbrennung" bei der Bevölkerung so schlecht ankommt, nennen sie es: ![]() c) Energetische Verwertung Die energetische Verwertung ist eher eine Art der Notverwertung. Da sich unsere Industrie, hier besonders die Verpackungsindustrie, nicht auf die Verwendung weniger Kunststoffsorten mit einem vernünftigen Rücknahmesystem einigen kann, fallen riesige Mengen sehr unterschiedlicher Kunststoffe als Verpackungsmüll an. Die sortenreine Trennung in einzelne Kunststofffraktionen ist zwar technisch möglich, aber nicht immer wirtschaftlich durchführbar, denn Verbrennen ist schlicht und einfach billiger. Der Kunststoffhersteller zieht sich hier elegant aus der Verantwortung, die er lieber dem Verbraucher und Entsorger zuschiebt. Der Verbraucher aber ist derzeit völlig machtlos und uninformiert, und der Entsorger will mit dem angenommenen Müll in erster Linie Geld (Annahmegebühren, Gebühren DSD) verdienen. Eine teure Sortieranlage steht diesem Ziel eher hinderlich im Wege. Aus diesem Grund landen viele Tonnen stofflich verwertbarer Kunststoffe in Verbrennungsanlagen wie der geplanten EBS-Anlage der Infraserv. Die Grundidee der thermischen Verwertung liegt in der Nutzung des Wärmeinhalts der Kunststoffe. Je nach Kunststoffart können dies bis zu 40.000 KJ/kg sein, also mehr als doppelt soviel wie der Wärmeinhalt von Braunkohle. In einer Verbrennungsanlage mit nachgeschaltetem Dampfkessel lässt sich der Wärmeinhalt in Dampfenergie oder Strom umwandeln. Befürworter sehen in dieser Nutzung einen Ersatz für die Verwendung von fossilen Energieträgern. Dies ist allerdings nicht wirklich richtig, denn Kunststoffe werden aus Erdöl unter Einsatz von erheblicher Energie erzeugt. Diese zur Herstellung der Kunststoffe eingesetzte Energie wird bei der Verbrennung nicht einmal annähernd zurückgewonnen. Weiterhin ist der Wirkungsgrad einer (EBS)-Anlage deutlich schlechter als der einer Erdgasverbrennung mit Turbine. Einen weiteren Nachteil gegenüber der stofflichen Verwertung stellen die bei der Verbrennung freigesetzten Schadstoffe dar. Links zum Thema Kunststoffrecycling:http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/kunststoffrecycling.htmhttp://www.recyclate.de/frameset.html http://www.tpe-recycling.de/ger/kat.html (Kraftstoff aus Müll) http://www.krs-online.de/UEBERBL.HTM http://www.pekutherm.de/homepage-pekutherm.php http://www.der-gruene-faden.de/text/text2454.html http://www.rz.shuttle.de/rn/sae/waste/neu.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Recycling#Kunststoffwiederverwertung http://www.laabs-gmbh.de/ger/index.htm http://www.total-recycling.org/de/ In einem Zeitungsartikel im Höchster Kreisblatt vom 26.1.2007 war zu lesen, dass Infraserv gar nicht vor hätte, Grünen-Punkt-Müll zu verbrennen. Diese Behauptung entspricht eindeutig nicht dem, was Infraserv beantragt hat. Peter Kyritz hat hierzu einen Leserbrief geschrieben, der als Word-Dokument abrufbar ist: Leserbrief: Getrennt sammeln - gemeinsam verbrennen Zurück zur Startseite | |||
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